Träumen

Die Zeit nachdem ich meinen Dad verloren habe verläuft nicht immer gleich und nach 2 Jahren ist Trauer nicht Programm in jeder Sekunde. Irgendwann beginnt man, wieder rauszugehen. Weitermachen.
Man lacht irgendwann wieder und "kommt klar".

Aber das bedeutet nicht, dass es keine Trauer mehr gibt. Entscheidend waren für mich immer die ruhigen Momente.

Es ist leicht etwas auszublenden oder zu ertragen, wenn man beschäftigt ist. Wenn man unter Leuten ist.
Die Gedanken kommen zurück, wenn es ruhiger um einen wird.
Oft und besonders intensiv kommt alles wieder hoch, wenn ich aufwache.

Am schlimmsten war auch das die Wochen direkt nach dem Tod.
Im Schlaf spürte ich dann keinen Schmerz. Mein Dad war wie alle anderen in meinen Träumen. Ich vergaß für ein paar Stunden, was geschehen war. Und dann das Aufwachen. Innerhalb von Sekunden weggerissen vom inneren Bild, das alles okay ist.
Und dann erstmal rumliegen. Die Decke anstarren. Der Knoten in meiner Brust fängt wieder an zu schmerzen. Alles ist wieder da.

Jetzt, etwas später, hat sich das verändert. Ich träume seltener. Aber trotzdem liege ich nach dem Aufwachen an manchen Tagen noch still da und höre in mich hinein. Das sind die Tage, an denen ich meinen Dad wieder gesehen habe.
Vor einer Weile, war er in meinen Träumen immer nah bei mir gewesen.  Er hatte neben mir gesessen, mit mir geredet und irgendwie war es schön. Als würde er mich besuchen.
Diese Träume hielten nicht lange.

Jetzt sehe ich ihn von Zeit zu Zeit. Er lebt in meinen Träumen.  Aber jetzt ist es immer so, dass er den ersten Infarkt überlebt hat. Ich sehe ihn im Traum, weit weg. Ich will zu ihm, um darauf aufzupassen, dass ihm nichts passiert. Oder es ist kurz bevor er seinen Infarkt hat. Und nur ich weiß, was passieren würde. Ich wollte es verhindern. Doch immer wenn ich ihn erreiche, passiert es und dann erlebe ich im Traum das mit, was ich im echten Leben nie gesehen habe. Warum? Weil ich 120 km weit weg war und gearbeitet habe.

Aber im Traum. Da war ich da. Und ich sah ihn direkt vor meinen Augen.
Das Zucken. Manchmal hielt ich ihn im Arm und versuchte ihn zu retten.
Aber immer sehe ich ihn nur sterben.

Dann wache ich auf. Ich öffne dann die Augen, aber die inneren Bilder verschwinden nicht. Dann schmerzt wieder der Knoten in der Brust und mein Herz, und alles unterhalb meines Bauchnabels zieht sich zusammen.

Ich will das es aufhört. Aber gleichzeitig sind meine Träume die einzigen Momente, in denen ich meinen Papa nochmal sehe und manchmal auch kurz vergesse was passiert ist.

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